Dieser Beitrag befasst sich mit den Alternativen zur Ebermast, die im Teil 1 vorgestellt wurde.

Die Ebermast kann wie bereits erwähnt, nicht in allen Betrieben gleichermaßen durchgeführt werden. Das trifft vor allem Betriebe im süddeutschen Raum.

Die Alternativen zur Ebermast wären die Immunokastration, die chirurgische Kastration und das Sexing von Ebersperma.

Die Immunokastration ist den vorliegenden Informationen nach eine günstige Methode zur Vermeidung von Ebergeruch, die die Anforderungen hinsichtlich Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit und Tierschutz erfüllt.

In der EU steht ein zugelassener Wirkstoff zur Verfügung, der als Antigen zur Bildung von Antikörpern gegen körpereigene Hormone führt und so die Produktion eines Teils der geruchsbildenden Stoffe unterdrückt. Gleichzeitig sind die behandelten Tiere auch weniger aggressiv als Eber. Es wurde eine Sicherheits-Impfpistole entwickelt, um versehentliche Injektionen zu vermeiden. Die Verbrauchersicherheit wurde im Zulassungsverfahren nachgewiesen.
Die Immunokastration wird bereits in mehreren Ländern angewendet (wie auch die Ebermast). Der Behandlungserfolg kann leicht durch die Betriebe kontrolliert werden: die erfolgreich behandelten Tiere haben deutlich kleinere Hoden.

Anders als fälschlicherweise behauptet, ist diese Impfung keine hormonelle Behandlung: Improvac weist keine hormonelle Aktivität auf.

Die behandelten Tiere verhalten sich in der Mast ähnlich wie Eber, sind allerdings nicht so aggressiv.

Wie gemästete Eber, werden Improvac-Eber über die Eberfleischmaske billiger angekauft.

Der Grund dafür ist ein Restrisiko für Ebergeruch, und das dem der Eber ähnliche Fettsäuremuster. Folglich wären hier die gleichen Überlegungen anzustellen wie bei der Ebermast bezüglich züchterischer Auswahl und Stresseinwirkung. Das Fett enthält laut Vergleichsuntersuchungen unter 15,5% PUFA (mehrfach ungesättigte Fettsäuren). Damit ist das Fleisch von „Improvac-Ebern“ für die Herstellung von Rohschinken geeignet.

Insgesamt liegen die Kennzahlen für Leistung und Rentabilität nah bei den Ergebnissen der bisherigen Mast von Tieren, die ohne Betäubung kastriert wurden. Durch den Ablauf des Patentes für Improvac können weitere Kostensenkungen für die Immunokastration erwartet werden.

Die Behandlung kann mit wenig Eigeninvestition von jedem Betrieb praktisch sofort angewendet werden.

Tierschutzverbände bevorzugen die Immunokastration, wie auch Tierärzteverbände. Auch erste Handelsketten akzeptieren Produkte aus dem Fleisch von Immunokastraten.

Für die chirurgische Kastration stehen 3 Möglichkeiten zur Verfügung: die Kastration unter Injektionsnarkose oder unter Inhalationsnarkose durch den Tierarzt und die Kastration unter lokaler Betäubung.

Die Nachteile der Injektionsnarkose sind der Preis und der lange Nachschlaf, der unter Wärmezufuhr überwacht werden sollte. Die Tiere können bis zu 3 Stunden nicht säugen.
Dafür ist dieses Verfahren ohne größere Umstellungen sofort anwendbar und wird bislang von einigen wenigen Betrieben auch so praktiziert.

Die Isoflurannarkose dagegen lässt sich bislang ab einer Betriebsgröße von 150 Sauen darstellen und ist das teuerste Verfahren. Der Vorteil liegt darin, daß die Tiere sehr schnell wieder aufwachen, das Risiko für Unterkühlung minimal ist und daß die Ferkel praktisch sofort wieder säugen können.

Zur Durchführung wird ein spezieller Verdampfer benötigt, sowie eine Maske und eine Absaugung. Die Anschaffungskosten für die bisher verfügbaren Geräte liegen zwischen ca 3.400 und 7.900 Euro. Theoretisch könnte das Verdampfer-Modul überbetrieblich eingesetzt werden. Teile, mit denen die Ferkel in Kontakt kommen, müssten im Betrieb verbleiben.

Isofluran ist bekanntermaßen nur schwach analgetisch, bringt laut Studienlage bei ca 34 % der behandelten Ferkel keine ausreichende Schmerzausschaltung und bedarf somit immer zusätzlicher Schmerzmittel. Isofluran ist klimaschädlich und mit einem gewissen Arbeitsplatzrisiko behaftet.

Zur Validierung der Wirksamkeit der Isoflurannarkose und der bisher geplanten Geräte läuft eine Studie.
Die Isoflurannarkose muß nach aktuellem Recht vom Tierarzt durchgeführt werden.

Sie ist wirtschaftlich und umwelttechnisch den anderen Verfahren unterlegen. Durch den geplanten Wegfall des Tierarztvorbehaltes wäre ein geringer wirtschaftlicher Vorteil auf Kosten des Tierschutzes erreicht.

Die Kastration unter Lokalanästhesie wird in Norwegen und Schweden durchgeführt. Es müssen zusätzliche Schmerzmittel angewendet werden. Die Studienlage erscheint etwas uneinheitlich: Studien zufolge war keine ausreichende Schmerzausschaltung und obendrein Schmerzen durch die Injektion und das Lokalanästhetikum selbst festzustellen, während andere Studien bei korrekter Anwendung von geeigneten Wirkstoffen eine gute analgetische Wirkung fanden.
Die Lokalanästhesie selbst muss vom Tierarzt gesetzt werden; die Methode kann praktisch überall sofort angewendet werden.

Die Mast der Börge (kastrierte Ferkel) erfolgt wie bisher gemeinsam mit den weiblichen Tieren. Es sind keine weiteren Veränderungen im Management nötig. Börge werden zum normalen Preis von den Schlachthöfen angekauft.

Spermasexing bedeutet die Trennung von männlichen und weiblichen Spermien.
Da Sauen überwiegend künstlich besamt werden, hofft man mit gesextem Sperma einfach rein weibliche Würfe zu erzeugen.
Technisch wäre es möglich, weibliche und männliche Spermien zu trennen. Bisher hat jedoch kein Verfahren die Marktreife erreicht. 2012 wurde der letzte Versuch in Dänemark erfolglos beendet.
Aber wie man sehen kann, bleibt es spannend: Inzwischen in Nordamerika ein Unternehmen tätig, das sich ein marktreifes Verfahren sogar noch in diesem Jahr erhofft.

Zusammengefasst wäre die Immunokastration wirtschaftlich, ökologisch und aus Tierschutzaspekten das optimale Verfahren.

Und wieder steht am Ende die Frage, warum dann noch chirurgisch kastrieren?

Lesen Sie bitte noch Teil 3: was hat das mit dem Klima und der Umwelt zu tun?