Es geschieht an einem Samstagvormittag voller Samstagvormittags-Jobs. Auch für eine Tierärztin ist es üblicherweise das bisschen Haushalt, ein intensives Date mit der Waschmaschine und dem Trockner, ein paar Einkäufe, 2 Stationskatzen … und dann wäre da noch ein hübsches Strickstück, zusammen mit der Hoffnung auf ein bisschen Sonne. Nicht ganz. Ich habe die Rechnung ohne die kriminelle Energie und ohne die Naivität einiger Zeitgenossen gemacht.

Das Telefon klingelt. Eine Frau schildert mir eine Szene, die sie gerade auf dem Parkplatz eines Discounters beobachtet:

An einem Fahrzeug stehen ein paar Personen und diskutieren etwas. Der interessante Gegenstand scheint sich im Kofferraum zu befinden, wo alle hineinschauen. In der Nähe spielt ein Kind. Auf dem Parkplatz herrscht das übliche Treiben. Wie üblich ist am Samstagvormittag viel los. Fahrzeuge werden geparkt, Menschen holen sich Einkaufswagen oder kommen mit vollen Wagen aus dem Laden. Vor der kleinen Bäckereifiliale befindet sich eine kleine Sitzgruppe. Dort haben sich ein paar Leute für einen kleinen Plausch niedergesetzt. Die kleine Gruppe am Fahrzeug mit der offenen Heckklappe fällt niemandem auf.

Dann wird aus dem Kofferraum plötzlich etwas herausgehoben. Die junge Frau erkennt einen kleinen Welpen … und noch einen. Offenkundig wird man einig: einer der beiden Welpen soll den Besitzer wechseln. Eine Frau geht zum Geldautomaten. Sie geht schnell zur Gruppe zurück und übergibt das Geld. Kurz darauf packt sie den Welpen ihrer Wahl in ihr Auto.

Jetzt unterbreche ich die junge Frau und bitte sie, mit ihrem Handy Fotos von den Fahrzeugen zu machen. Ich rufe die Polizei an und schildere den Fall. Der Beamte sagt mir zu, sich sofort zu kümmern.

Ich setze mich ins Auto, obwohl eigentlich schon alles zu spät sein muss.

Der entscheidende Faktor ist die Zeit. Diese Form des Handels wird in wenigen Minuten abgewickelt. Und zwar zu jeder beliebigen Zeit, an jedem beliebigen Ort. In kurzfristig gemieteten Wohnungen, auf Parkplätzen. In ganz Deutschland. Käufer und Verkäufer finden sich im Internet und machen einen Treffpunkt aus. Dann gibt es nur ein paar Worte, ein Blick, der Gang zum Geldautomaten … Übergabe und fertig. Im schlimmsten Fall bringen sich die Käufer sogar in Gefahr, indem sie mit Bargeld an abgelegene Übergabeplätze fahren.

Tatsächlich ist auf dem Parkplatz nur noch die Zeugin. Käufer und Verkäufer sind längst weg (das Fahrzeug mit dem Verkäufer habe ich sogar noch auf der Straße gesehen). Die Zivilstreife, die sich der Sache angenommen hatte, ist für uns nicht zu entdecken. Viel später soll ich erfahren, wie die Sache ausgegangen ist … .

Aber diese Geschichte soll hier enden mit dem Gefühl, daß man bei einem solchen Kauf sehr wohl beobachtet werden kann und daß es Konsequenzen gibt.

Maren Bestmann-Auchter
Tierärztin